Tod krank? Warum (E)-Autos aussterben und was du bis dahin erwarten kannst
- Dirk Henningsen
- vor 17 Minuten
- 8 Min. Lesezeit
Ich habe eine schlechte Nachricht für dich als (E)-Auto-Fahrer!
Das Auto ja sogar das E-Auto sind tot. Sie werden von zwei Seiten ausgelöscht mit denen du vermutlich nicht rechnen wirst.
Nein, ich rede nicht von Umweltschützern, die Autos verbieten und jeden zu öffentlichen Verkehrsmitteln überreden wollen, sondern von zwei ernsthaften Entwicklungen die parallel zu einem Finale, spätestens in 12 Jahren aufeinander zu laufen.
Erstens: In 12 Jahren endet eine Ära der steigenden Verkäufe für die Autoindustrie. Ab dann geht es nur noch abwärts. Dafür sorgen 3 starke, unaufhaltsame Gründe.
Zweitens: Hat China gerade das Auto neu erfunden und in Deutschland hat es keiner gemerkt.
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Hallo, ich bin Dirk Henningsen und fahre seit 2017 nur E-Autos, doch heute soll es um die Zukunft des Automarktes an sich gehen, aber wie du sehen wirst ist ein Großteil davon elektrisch.
In wenigen Jahren ist es vorbei.
Im Jahr 2037 endet eine Ära – das Zeitalter der Autoindustrie, wie wir sie kennen.
Zwar läuft der Markt gerade wieder an. Schon im nächsten Jahr dürfte die Branche den bisherigen Verkaufsrekord von 2017 brechen: über 86 Millionen Fahrzeuge weltweit.
Aber laut Experten ist das kein Comeback – sondern das letzte Aufbäumen vor dem Wendepunkt.
Denn 2037 markiert den sogenannten Peak Auto: den Moment, in dem der weltweite Absatz von Autos aller Antriebsarten seinen höchsten Stand erreicht. Danach schrumpft der Markt – zum ersten Mal seit über einem Jahrhundert.
Was vielen nicht bewusst ist:
Den Gipfel bei den Verbrennern haben wir sogar schon hinter uns gelassen.
Seit 2017 sinken ihre Stückzahlen – ein Gesamt-Trend, den auch die steigenden E-Auto-Zulassungen nicht mehr vollständig auffangen können.
Warum also stagniert ein Markt, der so lange unaufhaltsam gewachsen ist?
Drei Entwicklungen verändern gerade alles:
Erstens: Immer weniger junge Menschen kaufen Autos.
Zweitens: Immer mehr leben in Städten, wo man sie kaum noch braucht.
Und Drittens: Dann ist da der Gamechanger – autonomes Fahren.
Bis 2040 sollen weltweit rund 23 Millionen Robotaxis unterwegs sein.
Das klingt wenig – nur etwa drei Prozent der Fahrzeugflotte.
Doch diese wenigen Fahrzeuge werden fast ein Sechstel aller Kilometer fahren. Also fast 17% aller Fahrten.
Ein Grund: Ein Robotaxi steht nicht herum. Es fährt fast pausenlos – und ersetzt im Schnitt eineinhalb bis zwei Privatwagen.
Der Wandel ist längst da:
Waymo fährt bereits über drei Millionen Routen pro Quartal, Baidu mehr als zwei Millionen – und das nur in wenigen Teststädten.
Für die klassischen Autobauer bedeutet das:
Sie müssen sich neu erfinden.
Denn künftig reicht es nicht mehr, Autos zu verkaufen.
Es geht um Software, Services, Mobilität als Abo-Modell.
Das Problem: Viele Hersteller denken noch in Stückzahlen – statt in Lebenszyklen, Daten und digitalen Erlösen.
Sie setzen Abo-Modelle sinnlos ein und denken dabei nicht an den Kunden, sondern nur an den Profit.
Nur als Beispiel. Kia möchte jetzt von mir 100 Euro im Jahr haben damit ich maximal zwei mal im Jahr neue Navigationsdaten bekommen, kostenlos erhalte ich sie sowieso, nur muss ich sie dann über den USB-Stick installieren.
Animiert mich das Angebot, es zu kaufen?
Nein. Dafür müsste meine Autosoftware insgesamt immer aktualisiert werden und nicht nur durch den Kauf eines neuen Fahrzeugs wie es gerade der Fall ist.
Will ich den Knopf für das manuelle Vorheizen der Batterie, muss ich den neuen Kia EV6 kaufen.
Ist das noch zeitgemäß
Nach meiner Meinung nicht.
Denn es geht um intelligente Software, die immer up to date ist, um sinnvolle Services und Mobilität als Abo-Modell. Wie z.B. Medienstreaming, also die Möglichkeit YouTube und Co zu sehen oder Spotify und Co. zu hören.
Und genau in dieser Lücke hat China längst die Zeichen der Zeit erkannt.
Dort hat man das Auto – im wahrsten Sinne – neu erfunden.
Nur: Bei uns hat es kaum jemand bemerkt.
Während in Deutschland noch über Preiskämpfe, Rabatte und Restwerte diskutiert wird, hat China längst die Spielregeln verändert. Dort zählt nicht mehr, wer das billigste Auto baut, sondern wer das intelligenteste baut.
Der Paradigmenwechsel
Laut einer aktuellen McKinsey-Studie ist der Preis in China fast schon zweitrangig geworden.
Rabatte steigern die Kaufbereitschaft um gerade mal 3,6 Prozent.
Natürlich liegt das auch daran, dass in China gerade ein gnadenloser Preiskampf tobt und somit einzelne Hersteller sich kaum noch über den Preis positionieren bzw. hervorstechen können.
Aber: bessere Technologie – etwa bei Software, Reichweite oder autonomem Fahren – erhöht die Kaufbereitschaft um ganze 10,8 Prozent.
In den wohlhabenden Regionen, den sogenannten Tier-1-Städten, ist der Effekt sogar sechsmal stärker.
Das heißt:
Technologie schlägt Preis – und zwar deutlich.
Ich wiederhole das noch mal für deutsche Autohersteller und auch für Tesla:
Technologie schlägt Preis – und zwar deutlich.
Ladezeiten von über 30 Minuten beim neuen Model Y sind einfach nicht mehr zeitgemäß und eine starke Verkaufsbremse. Das einzige was Tesla rettet ist die Effizienz, so dass trotz geringer Ladeleistung viel Reichweite nachgeladen wird.
Ein Opel Grandland bei dem man noch nicht mal weiß von welchem SOC die 27 Minuten Ladezeit auf 80% seiner knapp 100kWh großen Batterie gemessen worden sind - man vermutet von 20% oder 30%-, wird für viele nicht kaufbar.
Das Problem der deutschen Auto-Hersteller
Für deutsche Marken ist das eine bittere Erkenntnis.
Denn ihr alter Trumpf – Vertrauen und Premium-Image – zieht im E-Auto-Zeitalter nicht mehr.
Im Verbrenner-Bereich steht Markenvertrauen noch auf Platz eins.
Doch bei Elektroautos rutscht es auf Platz fünf ab.
Ich sehe das bei mir. Ich habe null Markenbindung. Ich schaue nur auf die Technik und zwar auf die für die E-Mobilität wichtige Technik und ordne dieser alles unter. So kaufe ich Autos von Marken die ich nie als Verbrenner in Betracht gezogen hätte und prüfe bei jedem neuen Auto markenunabhängig welches für mich das passende ist.
Und:
Fast die Hälfte der chinesischen Käufer ist nicht bereit, für ein deutsches E-Auto mehr zu zahlen als für ein chinesisches.
Das ist übrigens in Deutschland nicht nur genauso, sondern anders herum. Hier erwarten deutsche Kunden, dass chinesische E-Autos 27% günstiger als ein vergleichbares deutsches E-Auto sind.
Nur drei Prozent der chinesischen Autokäufer würden einen Aufschlag von über 20 Prozent auf deutsche Autos in China akzeptieren.
Das Ergebnis: viele Premium-EVs aus Deutschland verkaufen sich nur über Rabatte.
Und das ist Gift für eine Marke, die eigentlich für Luxus und Qualität stehen will.
Kooperationen mit Risiko für deutsche Autohersteller in China
Einige Hersteller versuchen jetzt, durch Kooperationen mit chinesischen Tech-Firmen aufzuholen – etwa VW mit Xpeng oder Audi mit SAIC.
Das ist aber kein Allerheilmittel wie die Umfrage zeigt.
Nur 40 Prozent der chinesischen Käufer würden solche Gemeinschaftsprodukte überhaupt in Betracht ziehen.
Und nur ein Prozent würde dafür deutlich mehr zahlen.
Das zeigt: bloße Partnerschaften reichen nicht.
Technologie muss erlebbar sein – nicht als Marketing, sondern im Alltag.
Die Rückkehr der Hybride in China
Ein weiteres Ergebnis aus China:
Immer mehr Chinesen bereuen den Kauf ihres reinen Elektroautos.
2023 waren es 22 Prozent – jetzt sind es schon 32 Prozent.
Die Gründe?
Zu wenige Ladesäulen, zu lange Wartezeiten, zu viel Alltagshindernis.
Dafür erleben Plug-in-Hybride und Range-Extender gerade ein Comeback.
Nur zehn Prozent ihrer Käufer sind unzufrieden – ein Drittel weniger als bei reinen E-Autos.
Diese Fahrzeuge gelten inzwischen als „intelligente EVs“ – also smarte, alltagstaugliche Lösungen.
Vergleichbar mit Deutschland ist das nicht. Hier ist die Ladeinfrastruktur wenn ich mir meine praktische Erfahrungen anschaue deutlich besser als ihr Ruf und die Kunden häufig besser informiert als in China. Genaue Zahlen kann ich dazu gerade nicht liefern, die Quellen sind durch die falsche Interpretation des HUK-Barometers von letztem Oktober mit falschen Daten verstopft.
Premium im E-Auto-Markt wird neu definiert
Auch das Verständnis von Luxus hat sich verschoben.
Große Reichweite, ultraschnelles Laden und autonome Fahrfunktionen – all das ist heute kein Luxus mehr, sondern Pflichtprogramm.
Ich wiederhole das gerne noch mal für die deutschen Autohersteller:
Große Reichweite und damit meinen wir Praxisreichweite, nicht WLTP-Reichweite, ultraschnelles Laden und autonome Fahrfunktionen – all das ist heute kein Luxus mehr, sondern Pflichtprogramm.
Die Erwartungen an die Reichweite liegen aktuell um die 500 Praxiskilometer. Tendenz steigend.
Fehlt eines dieser Features, fällt das Auto bei vielen Käufern direkt durch.
Premium definiert sich heute nicht mehr über Leder und Chrom,
sondern E-Auto-Technologie, über Software, smarte Innenräume und Erlebnisse im Alltag.
Die neue Weltordnung im Automarkt
Und hier kommt der entscheidende Punkt:
In klassischen Disziplinen wie Sicherheit, Qualität oder Fahrgefühl liegen deutsche Marken immer noch vorn.
Aber in allem, was „intelligent“ ist – Smart Cockpit, autonomes Fahren, E-Antrieb – dominieren chinesische Marken.
Wenn chinesische Konsumenten heute an Elektroautos denken, nennen sie Marken wie BYD, Nio oder Aito.
Deutsche Marken?
Kommen in der Wahrnehmung kaum noch vor.
In Deutschland ist das sicherlich anders und hier sieht man auch durchaus die Schwächen der chinesischen Fahrzeugsoftware, aber die Grundtendenz stimmt.
So habe ich auf der IAA als ich im XPeng G9 saß hinten ein paar deutsche Ingenieure Witze über die Verarbeitungsqualität machen hören und bei mir gedacht. Und was bietet euer Autohersteller an vergleichbarer Ladeleistung? Können eure Autos mit über 500kW laden. Was nur mit knapp 300 und sie brauchen fast doppelt so lange für den Ladehub wie der G9?
Denn ganz ehrlich. Mich interessiert nicht die Qualität der Knöpfe für die Fensterheber so lange sie ordentlich funktionieren. Ich will an der Ladesäule meine Zeit nicht verplempern und möglichst schnell von A nach B kommen.
Das haben viele Ingenieure immer noch nicht kapiert.
Der Blick nach vorn für die Automobilindustrie
China hat eine neue Fahrzeugkategorie geschaffen:
das intelligente E-Auto – eine Symbiose aus Mobilität, Software und digitalem Lebensstil.
McKinsey zieht einen klaren Vergleich:
So wie das Smartphone einst das klassische Handy verdrängt hat,
werden intelligente EVs die alten Autokategorien ablösen.
Und China ist hier der Taktgeber.
Wer glaubt, das sei ein rein chinesischer Trend, wird bald erleben,
dass diese Entwicklung global die Märkte verändert –
und dass der Vorsprung in Technologie bald mehr zählt als jede Historie.
Dak ist es natürlich Wasser auf den Mühlen, dass die deutsche Automobilindustrie wieder zum Verbrenner zurückschwenkt. Es wird ein altersschwacher Gaul aus dem Stall geholt und mit einem neuen Sattel aufgehübscht. Die Überraschung wird groß sein, wenn der Gaul elendig in einigen Jahren verreckt, während die neue Kategorie von E-Autos ihren Siegeszug antreten werden.
Fazit:
China hat das Auto neu erfunden – und wir in Deutschland haben es nicht gemerkt.
Aber noch ist es nicht zu spät.
Wenn deutsche Hersteller begreifen, dass Zukunft nicht aus Preisschildern besteht, sondern aus E-Autos, Technologie, Software, Nutzererlebnis und echter Intelligenz dann können ihren Teil in einem sterbenden Markt verteidigen.
Die neuen Autos von BMW wie dem IX3 oder Porsche Cayenne zeigen, dass deutsche Firmen durchaus bei der Elektromobilitätstechnik mithalten können und sogar vorausdenken.
So ist z.B. die Ladekurve vom Cayenne flexibel und in einem breiten Temperaturspektrum von 15 - 55 Grad optimal. Das Ziel war die Ladezeit in jeder Situation zu minimieren, nicht nur im Optimalfall von 10-80% SOC.
Was denkst du – wird es uns in Deutchland gelingen, das Auto ein zweites Mal neu zu erfinden? Schreib’s in die Kommentare.
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Ich freue mich, wenn wir uns im nächsten Video sehen.
Bis dann.
Dein Dirk Henningsen


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