Welche Folgen hat das Exportverbot (auch nach Deutschland) von seltenen Erden aus China für dein E-Auto?
- Dirk Henningsen
- 18. Apr.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Mai
China hat aufgrund des Zollstreits mit den USA den Export mehrerer seltener Erden und auch darauf basierender Magneten gestoppt. Zunächst in alle Ländern, also auch Deutschland.
Die Rohstoffe und Bauteile werden in zahlreichen Industriezweigen verwendet, unter anderem in der Elektromobilität zur Herstellung von Elektromotoren aber auch für Mikrochips und Hightech-Komponenten in der Luftfahrt- Automobil- und Rüstungsindustrie.
In diesem Video analysiere ich, was für direkte Auswirkungen der Exportstopp auf dich hat wenn du ein E-Auto besitzt oder planst eines zu kaufen.
Dieses Ausfuhrverbot betrifft dich auch, wenn du ein Auto mit Verbrennungsmotor hast. Wenn man es ganz genau nimmt, auch noch in fast allen anderen Lebensbereichen, aber dazu später mehr.
Ich gehe auf mögliche Alternativen ein und spreche fatale Folgen an, die zu einer ernsten Bedrohung unseres bekannten Wohlstands führen können.
Das ist leider keine Übertreibung, sondern bitterer Ernst.
Moin und frische Grüße aus dem hohen Norden an alle, die gerne hinter die Kulissen schauen und die wahren Zusammenhänge begreifen wollen.
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Fakt ist: China produziert über 90% des weltweiten Bedarfs an seltenen Erden und hat Anfang April 2025 als Gegenmaßnahme auf die Strafzölle die Ausfuhr von 6 dieser 17 Elemente in die USA offiziell verboten.
Damit Amerika sich nicht über Drittstaaten die dringend benötigten Elemente besorgen kann, wurde ein neues Genehmigungsverfahren für Exportlizenzen eingeführt. Bis dieses Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind bekommt kein Land mehr seltene Erden. Der Export ist komplett gestoppt.
Welchen Ausgang diese neuen Genehmigungsverfahren haben ist auch noch offen, die chinesische Regierung lässt ihre Muskeln spielen und es hilft ihr, wenn dies nicht nur Amerika, sondern auch Europa oder andere Länder spüren.
China ist bei den seltenen Erden in einer optimalen Verhandlungsposition. Während die seltenen Erden nur einen kleinen Posten des chinesischen Außenhandels ausmachen, sind sie für viele Länder, somit auch für die USA von existenzieller Bedeutung.
Oder anders ausgedrückt. Alle wollen etwas von China und wenn China es nicht herausgibt entsteht kein nennenswerter Schaden für die Volksrepublik.
Um gleich zu Beginn mit einem Mythos aufzuräumen: Seltene Erden werden nicht für die Herstellung von Hochvoltbatterien für Elektroautos benötigt. In E-Autos sind sie in den Elektromotoren und ansonsten wie in allen anderen Autos in Hightech-Komponenten verbaut.
Die Auswirkungen sind trotzdem fatal. Sobald die Industrielager aufgebraucht sind, man rechnet damit in Amerika in rund 2 Monaten, können wichtige Produkte nicht mehr produziert werden.
Zwar haben neben China auch andere Länder, ja sogar in der EU und in Deutschland, seltene Erden aber die Förderung und Weiterverarbeitung erfolgt wie eingangs erwähnt zu 90% über China.
Bisher haben sich in der weltweiten Arbeitsteilung alle Länder auf China verlassen, bis Donald Trump angefangen hat zu stänkern und einen sich aufschaukelnden Zollkrieg mit China gestartet, der nun viele weltweite Lieferketten in Mitleidenschaft zieht.
Selbst wenn alle relevanten Länder beschließen würde ihre seltenen Erden zu schürfen und weiter zu verarbeiten, würde das nicht innerhalb von 2 Monaten, vermutlich noch nicht einmal innerhalb eines Jahres möglich sein. Vor allem nicht zu den Kosten, die die chinesische Produktion mit ihrer langjährigen Erfahrung bietet.
Im besten Fall drohen uns somit Preissteigerungen, im schlimmsten Fall massive Lieferengpässe wie wir sie aus der Coronapandemie und der daraus resultierenden Fehlentscheidungen der Automobilindustrie und der folgenden Halbleiterkrise kennen.
Auch die Rüstungsindustrie ist stark von chinesischen seltenen Erden abhängig, da sie für die Fertigung von modernen Waffensystemen, wie z.B. Drohnen, erforderlich sind.
Insofern ist es gut, dass die EU mit China wieder Verhandlungen zu den Zöllen aufgenommen hat und keinen harten Konfrontationskurs wie die USA fährt.
Was bedeutet der Exportstopp für dein E-Auto, für die E-Mobilität?
Wenn innerhalb der nächsten Monate wieder seltene Erden nach Deutschland bzw. in die EU eingeführt werden dürfen, sollte es keine Auswirkungen geben.
Steigende Preise und auch höheren Lagerkosten könnten jedoch die Folge sein, weil sich Industrieunternehmen größere Vorräte - wenn das überhaupt möglich ist - anlegen könnten, um für zukünftige Lieferunterbrechungen besser gewappnet zu sein.
Auch sind langfristig steigende Preise denkbar, wenn die EU und andere Länder die Förderung der seltenen Erden und ihre Verarbeitung in Eigenregie übernehmen, um die Abhängigkeit von China zu reduzieren.
Denn spätestens der von den USA ausgelösten Zollkrieg zeigt wie anfällig die weltweite Arbeitsteilung ist und es findet, über alle Branchen hinweg, ein Umdenken zur regionalen Produktion und Bezug von erforderlichen Güter hierfür statt.
Diese Lokalisierung ist dabei trotzdem global, weil Produzenten in den jeweiligen Märkten in denen sie ihre Produkte verkaufen die Produktionsstätten lokal aufbauen und nicht mehr in einem Land für alle Länder der Welt produzieren.
Porsche ist hier ein gutes Beispiel für das alte System. Alle Porsche werden in Deutschland gebaut. Hohe Zölle in Amerika verteuern nun dort die Fahrzeuge. Eine Fahrzeugproduktion in den USA aufzubauen lohnt sich jedoch nicht für Porsche weil dafür die Stückzahlen und der daraus erzielte Gewinn zu niedrig sind. Denn einen neuen Produktionsstandort muss man mit viel Geld und einiger Zeit aufbauen.
In China zeigt sich aktuell gerade die neue Strategie. Deutsche Autobauer bauen lokal und nur für den lokalen Markt Fahrzeuge, häufig auch mit lokalen Partnern. In China ist das historisch gewachsen, weil dies eine Bedingung war, um überhaupt in China Autos verkaufen zu dürfen, aber grundsätzlich könnte das Beispiel Schule machen und mehr ausländische Produzenten beim Aufbau von lokalen Produktionsstätten auf Partner vor Ort bauen.
Einheimische Partner haben bessere Marktkenntnisse und im besten Fall schon ein gewachsenes Netz an Kontakten, so dass Lieferketten und Produktionsstätten schneller aufgebaut werden können.
Auch soll dieses Modell gerade Gegenstand der Verhandlungen zwischen der EU und China im Zollstreit für Elektroautos sein. Hat der chinesische Importeur seine Produktionsstätten in Europa und arbeitet sogar mit einem einheimischen Autobauer partnerschaftlich zusammen, werden die Zölle erlassen.
Kehrseite dieser neuen Entwicklung ist, dass es weniger Produkte im jeweiligen Markt geben wird und diese teurer sein werden.
Denn der Aufbau von neuen Produktionsstätten lohnt sich nur für die am besten laufenden Produkte und wenn die Produktion vor Ort, z.B. in der EU teurer ist als im Ausland, dann werden die in der EU produziert und verkauften Produkte, sprich Autos auch teurer sein als wenn sie aus günstigen Ländern wie China importiert werden.
Fazit:
Die weltweite Arbeitsteilung hat sich in den vergangenen Jahren als beste Arbeitsweise herauskristallisiert, da günstige Standortbedingungen häufig eine größere Marge und günstigere Preise für die Kunden bedeutet haben.
Die Frachtraten in der Container- oder Spezialschifffahrt wie z.B. für Autotransportschiffe, waren so günstig, dass auch Entfernungen von mehreren Tausend Kilometer bezahlbar waren.
Die Umstellung des Systems wird in einigen Ländern dazu führen, dass die Waren klimafreundlicher produziert werden und zusätzlich auch die Belastung der Umwelt durch lange Transportwege wegfallen.
Länder, die aktuell hohe Umweltstandards nur haben weil es die Kunden in Übersee verlangen, werden zu schlechteren Standards zurückkehren, wenn es ihre einheimischen Kunden tolerieren.
Eine besonders große Herausforderung werden diese Veränderungen für Exportnationen wie Deutschland bedeuten. In Branchen die hauptsächlich exportieren werden Tausende Arbeitsplätze wegfallen, bzw. ins Ausland zu den anderen lokalen Produktionen, wenn vorhanden, wandern.
Auf der anderen Seite werden dafür in Branchen Arbeitsplätze geschaffen werden, die bisher im Ausland waren.
Für uns Verbraucher, Bürger, Arbeitnehmer und Unternehmer wird das bedeuten, wir müssen flexibel sein, uns anpassen, wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen.
Wie schätzt du die Lage ein? Schreibe es mir gerne mal in die Kommentare.
Für dich als E-Auto-Fahrer bedeuten diese Veränderungen im ersten Schritt, dass glücklich sein kannst, wenn du ein E-Auto hast, das funktioniert und du dadurch mögliche Lieferengpässe aussitzen kannst.
Als ich 2022 ein neues E-Auto kaufen musste, ist mir das aufgrund der Lieferengpässe nur mit Glück und zu einem Preis über dem Listenpreis gelungen.
Weil genug preiswerte E-Autos aus China auf den Markt drücken und China zusätzlich auch noch plant mehr Hybride nach Europa zu liefern, sollten die Preise insgesamt fallen, selbst wenn der Exportstopp bei den seltenen Erden weiter andauert.
Denn im Auto verbaut dürfen sie mit Sicherheit China verlassen und wer weiß, vielleicht wird die eine oder andere Industrie ein Großabnehmer von Konsumentenprodukten, weil sie aus deren Einzelteilen dann eigene Produkte herstellen können?
Wird vielleicht die Rüstungsindustrie zum größten Autokäufer weil sie mit den Chips aus den Autos Panzer bauen oder sie in anderen Waffen verbauen können?
Du merkst es. Die Lage ist wirklich komplex und es ist vieles möglich.
Hoffen wir, dass die Verantwortlichen in der EU und China Ruhe bewahren und den Überblick behalten. Denn auch wenn China bei den seltenen Erden in einer guten Verhandlungsposition ist, so basiert sein Wirtschaftswachstum auch auf Exporten weil der einheimische Markt nicht genug Kaufkraft für die in China produzierten Waren hat.
Würde sich China die Möglichkeit des Exports verbauen, dann könnte die eigene Wirtschaft weniger wachsen und im schlimmsten Fall wieder schrumpfen.
In diesem Sinne wünsche ich euch schöne Osterfeiertage im Kreis eurer Lieben.
Ich hoffe das Video hat dir gefallen. Wenn du Fragen, Anregungen, Kommentare oder Korrekturen hast, hinterlasse sie gerne unter dem Video. Und denke an das Abonnieren meines YouTube-Kanals. Es ist in Sekunden gemacht und kostet nichts.
Ich freue mich, wenn wir uns im nächsten Video sehen.
Bis dann.
Dein Dirk Henningsen
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